Kommunikation über den Klimawandel
Published by Chris Doering,
Kommunikation über den Klimawandel
Klima und Klimawandel sind soziale Konstrukte. So jedenfalls sieht das die Kommunikationswissenschaft. Weder Klima noch Klimawandel sind für den einzelnen Menschen sinnlich wahrnehmbar. Wir können den Temperaturanstieg, gemessen über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg, nicht fühlen. Wir bräuchten ein ganzes Leben, um nach Dekaden sagen zu können, ob der Meeresspiegel ansteigt, und auch das könnte ein einzelner Mensch nur für einen oder wenige Orte beobachten. Klima ist ein Phänomen, das mittels komplexer Beobachtungen über große Räume und lange Zeitstrecken hinweg ermittelt wird, aus riesigen Datenmengen aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen und auf der Basis komplexer Techniken und mathematischer Berechnungen. Aus der Perspektive von Laien liegen das Klima und der Klimawandel außerhalb unserer direkten Lebenswelt und jenseits unserer biographischen Horizonte ([1] Moser, 2010; [2] Neverla & Schäfer, 2012).
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Mediale Beschreibungen des Klimawandels weichen also teilweise vom wissenschaftlichen Sachstand ab. Das ist unstrittig der Fall, aber nicht per se problematisch. Es muss sogar so sein. Denn Medien sind ebenso wenig die Vermittler der Wissenschaft, wie sie die Übersetzer der Politik sind. Medien folgen eigenen Regeln. Würden sie Wissenschaft 1:1 weitergeben, würden wir als Laien es kaum verstehen. In einer arbeitsteiligen, hoch komplexen und informationsübersättigten Welt muss Wissen, auch Wissen aus der Wissenschaft, von den Medien nach Wichtigkeit priorisiert, teils hinsichtlich seiner möglichen Folgen zugespitzt und in verständlicher Form aufbereitet werden. Medien müssen sogar Stimmen jenseits des Mainstreams Gehör geben, denn es könnte ja sein, dass diese Recht haben. Das ist allerdings ein Drahtseilakt, weil hierbei die Glaubwürdigkeit der Quelle und die Stichhaltigkeit der Argumente sehr sorgfältig geprüft werden müssen, und weil man sich manches Mal nach der Prüfung gegen eine Veröffentlichung entscheiden muss.