Grün und Blau in verschiedenen Sprachen

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Das kontinuierliche Lichtspektrum ist nicht die Grundlage der Farbwahrnehmung. Das Feld der wahrgenommenen Farben ist nicht unbedingt in einem Farbkreis erfassbar. Mindestens die Vielzahl der aufgehellten und abgedunkelten Buntvarianten sind mit den Spektralfarben nicht erfasst. Der „blaue Himmel“ etwa kann je nach Jahres- und Tageszeit von einem Hell (= Weiß) über Gewittergrau bis zum Strahlendblau und zum Abendrot in Orange- und Lilatönen erscheinen. Somit wird dieFarbbezeichnung in jeder Sprache ursprünglich in eine endliche Menge von Farben mit sprachtypischen Bedeutungen unterteilt. Das „Zusammenfassen“ der „spektral benachbarten Farben“ Blau und Grün erscheint somit nur demjenigen ungewohnt, der diese Farbkreis-Einteilung aus seinem Kulturkreis kennt. Das ist aber nicht mit pathologischen Eigenschaften zu erklären.

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  1. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Farben deshalb nicht unterschieden werden, weil es in der dortigen Sprache keinen Begriff dafür gibt. Der Sapir-Whorf-Hypothese zufolge können Menschen nur das erkennen, was sie auch in ihrer Sprache ausdrücken können. Warum es allerdings in den betreffenden Sprachen dafür keinen Begriff gibt, wird so nicht erklärt. In Übereinstimmung mit dieser These wurde festgestellt, dass Russisch-Sprecher, die ja verschiedene Worte für hell- und dunkelblau haben, verschiedene Abstufungen von blau schneller unterscheiden können als zum Beispiel Englisch-Muttersprachler.[2] Jedoch ist nicht klar, ob diese Unterscheidung wegen der unterschiedlichen Begriffe besser gelingt, oder ob die unterschiedlichen Begriffe existieren, weil die Wahrnehmung derer, die sie benutzen, eine bessere Unterscheidung erlaubt.
  2. Andere Wissenschaftler hingegen argumentieren, dass die UV-Strahlung der tropischen Sonne das Sehorgan in einer Weise schädigt, dass es Blaues nicht mehr klar erkennen kann. Dieser Prozess, der auch in nicht-tropischen Ländern erfolgt, läuft in der tropischen Sonne viel schneller ab und führt relativ früh zu einem reduzierten Blau-Sehen. Manche Sprachen verwenden daher auch für die Farbe Blau das Wort „dunkel“. Zwei Vertreter dieser Theorie, Delwin Lindsey und Angela Brown von der Ohio State University, behaupten jedoch, nicht alle Benutzer einer Sprache mit einer „blün“-Vokabel hätten getrübte Linsen. Sobald aber auch nur ein Teil der Bevölkerung betroffen ist, ergibt es für die anderen keinen Sinn mehr, ein Wort wie „blau“ zu verwenden. Sie wollen schließlich verstanden werden. Wenn nur jeder vierte Blau nicht wahrnehmen kann, weiß schon bei fast jedem zweiten Zwiegespräch mindestens einer nicht, was gemeint ist.[3]